Um 5 Uhr morgens geht es los. Alleine auf dem Dach Norwegens. Die Schutzhütte Klemsbu lädt zu einer ersten Pause on den ersten wärmenden Sonnenstrahlen des Tages ein.
Der Kreis des Lebens. Die Mutter Natur aus nächster Nähe. Tagsüber sichten wir das Skelett eines im Winter verendeten Rentiers. Abends retten wir eines der auf der Hochebene freilaufenden Lämmer aus einer Grube und vor der sicheren Tod. Bereits der erste Tag bietet alles, weshalb wir in den Norden gekommen sind.
Schwitzen und Fluchen. Der Weg zeigt sich gnadenlos. Höhenmeter um Höhenmeter. Die norwegischen Wegebauer machen es den Wanderern nicht leicht. Wir quartieren uns in der DNT-Hütte ein und genießen die warme Dusche. Morgen geht es ins Auerlandsdalen, einem der berühmtesten Wege Norwegens.
Wir lassen uns Zeit beim Frühstück. Es vermag fast etwas Urlaubsstimmung aufzukommen. Auf uns wartet eines der schönstens Täler Norwegens und ein fantastischer, versteckter Zeltplatz mit Aussicht. So versprach es zumindest ein deutscher Wanderkolege am Vorabend. Doch der Regen holt uns ein. Der empfohlene Zeltplatz gleicht einem Sumpfgebiet. Wir erspähen einige Höhenmeter über uns eine kleine Bauernhütte. Auf der Flucht vor dem Regen finden wir hier - abseits des Weges - ein Doppelbett und eine kleine Unterkunft. Im Trockenen richten wir uns dankbar ein.können unser Glück kaum fassen.
Der Kampf der Sonne gegen die Wolken wird den ganzen Tag anhalten. Das Auerlandsdalen zeigt, warum es als schönstes Tal Norwegens gehandelt wird. Schroffe Felsen, spektakuläre Aussichten und eine abwechslungsreiche Flora und Fauna. Viel zu früh kommen wir in Vassbygdi an und nehmen den Bus nach Flam. Rein in die Touristenhölle, in die Reizüberflutung.
Schleunigst wollen wir wieder in die Berge zurückkehren, zurück in die Natur. Dazu nehmen wir den Rallarvegen unter unsere Sohlen und schrauben uns Schritt für Schritt hoch.Ein spektakulärer Aufstieg, welcher einmal mehr den Unterschied zwischen Berg und Tal hautnah erlebbar macht. Angesichts der heutigen Anstrengungen und Strapazen zieht es uns früh in unsere Zelte.
Früh am Morgen brechen wir auf. Wir woll keine weiteren Umstände bereiten, haben wir uns doch gestern Abend noch Ärger eingehandelt. Ärger mit dem Hausbesitzer, auf dessen Grund wir unsere Zelte aufgeschlagen hatten. Zwar in einiger Entfernung von der Hütte. Doch wohl nicht weit entfernt genug, um sich auf das Jedermannsrecht berufen zu können. ach überraschendem Auftreten und anfänglicher Erregung hatte uns der Hausesitzer doch erlaub, für die Nacht zu bleiben. Und so tragen uns unsere Füße nach Hallingskeid.
Zwei Ruhetage in Hallingskeid. Reserven auffüllen. Schlafen, Lesen und kleine Wanderungen mit leichtem Gepäck. Teetrinken und Gespräche am Fenster, mit Aussicht auf die Hardangervidda. Der Ofen bollert munter vor sich hin, eine gemütliche Atmosphäre macht sich in der Hütte breit.
Der Wind schlägt uns während der gesamten Etappe ins Gesicht. Die Hardangervidda zeigt sich im Nebel und Regen von ihrer mystischen Seite. Rechtzeitig vor dem einsetzenden Regen machen wir. Pause im Rallarvegen-Museum. Die heißen Waffeln und der Kaffee wecken die Lebensgeister. Am Ende der Etappe empfängt uns Finse deutlich verändert im Vergleich zu unserem Aufbruch eine gute Woche zuvor. Es ist kalt und nachts sinken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Willkommen im Sommerurlaub auf dem Dach Norwegens.
Nach einer kalten und unruhigen Nacht weckt uns der Wecker des Handys um 5 Uhr morgens. Der Sonnenaufgang auf dem Gletscher Hardangerjokulen lockt uns aus unseren Schlafsäcken. Wir stolpern die Höhenmeter in der morgigen Kälte hinauf. Unser Frühstück nehmen wir schließlich auf dem Gletscher im Lichte der ersten Sonnenstrahlen ein. Ein mehr als würdiger Abschluss unser Wanderung.
Am nächsten Morgen nehmen wir abermals die Bergenbahn zurück nach Oslo. Die Großstadt mag uns zunächst nicht so recht bekommen. Der Kontrast zu den letzten tagen ist zu groß. Schließlich Beamen wir uns mit dem Flieger wieder zurück in den Alltag. Damit neigt sich ein erfüllter Sommer dem Ende zu.